Zelten in der Wildnis ist in den letzten Jahren zum angesagten Herbstvergnügen geworden. Foto: Shutterstock

Zelten in den Schweizer Alpen

Die Bergregion ist das perfekte Ziel für dein nächstes Camping-Abenteuer in der Wildnis

by Sasha Heseltine

Eine Wunderwelt mit dramatischen Gipfeln, in der Sonne funkelnden Bergseen und tosenden Wasserfällen: Die Schweizer Alpen sind eine ideale Spielwiese für alle, die Wandern, Mountainbiken, Wintersport, Schwimmen, Klettern und Zelten lieben.

Die Bergkette ist zu jeder Jahres spektakulär schön – aber besonders im Herbst zeigt sich ihre ganze Pracht und Erhabenheit: Die bewaldeten Bergausläufer erstrahlen in rotbraunen und goldenen Tönen, aus dem Morgennebel erheben sich die Gipfel und auf den Wiesen ertönt das Bimmeln der Kuhglocken, wenn die Bauern ihr Vieh von den hochgelegenen Sommerweiden zurück in die Täler treiben.

Nur wenige Menschen stören deine Ruhe und Einsamkeit. Mit anderen Worten: Es gibt keine bessere Zeit im Jahr für einen kleinen Camping-Trip in die Alpen. Während der Winter langsam näher rückt, leeren sich die Wanderwege und Campingplätze. Aber die Nächte sind immer noch warm genug, um im Zelt zu schlafen. Wir erzählen dir, warum es sich lohnt, im Herbst in den Alpen zu zelten.

Was ist Campen eigentlich?

Für alle Neulinge in Sachen Camping – hier sind die Basics: Wer glaubt, es geht nur darum, sich ein Zelt zu schnappen und es irgendwo in der Wildnis aufzustellen (wobei wir dir im weiteren Verlauf erklären, wie genau du das machen solltest), der irrt. Die moderne Campingwelt bietet alle möglichen Optionen – vom luxuriösen Glamping bis zu gemütlichen kleinen Camping-Pods.

Tickets nach Schweiz

Die hohe Kunst des Outdoor-Urlaubs lässt sich grob in fünf Kategorien unterteilen:

  • Man wohnt auf einem Campingplatz oder in einem Ferienpark in einem Zelt.
  • Man fährt mit einem Wohnwagen, Wohnmobil oder Van zu einem Campingplatz oder Ferienpark.
  • Man mietet einen Wohnwagen, eine Lodge, eine Hütte oder einen Pod auf einem Campingplatz oder in einem Ferienpark.
  • Man mietet ein Glamping-Zelt (Bell-Zelt, Tipi, Jurte oder Safarizelt) in einem Ferienpark oder auf einem Campingplatz.
  • Man zieht auf eigene Faust los und übernachtet in einem Zelt, einem Wohnwagen, Wohnmobil oder Van in der Wildnis.

Warum überhaupt campen?

Keine Frage: Zelten in der Natur ist in vielerlei Hinsicht gut für Körper und Seele. Denn man verbringt jede Menge Zeit in der Natur und fällt wieder in einen natürlichen Tages- und Nachtrhythmus. Außerdem kann das Schlafen im Freien bei Schlafstörungen helfen. Der Mensch ist also wieder näher an der Natur und aktiver – was sich positiv auf die Fitness auswirkt.

Im Herbst in den Schweizer Alpen zu zelten, ist für Groß und Klein toll: Familien mit Kindern können zum Beispiel in einer geräumigen Jurte, einem Safarizelt oder einer Lodge wohnen. Freunde und Freundinnen, die zusammen campen gehen, können ihre Zelte schön dicht zusammenstellen und sich nette Abende am Lagerfeuer machen. Und passionierte Gipfelstürmerinnen und -stürmer können in gut isolierten Holzhütten übernachten, bevor sie frühmorgens in die Berge aufbrechen.

Wenn das einzige Geräusch das Zwitschern der Vögel, das Rauschen des Wassers oder der Wind ist, der durch das Herbstlaub fährt, lässt es sich so viel einfacher entspannen, zuhören und ein Gemeinschaftsgefühl erleben. Und ganz wichtig: Nur selten hat man beim Campen WLAN – also ist digitales Detox angesagt. Du solltest aber trotzdem immer ein aufgeladenes Handy dabei haben, falls mal etwas passiert.

Die Campingplätze in den Schweizer Alpen garantieren ein tolles Bergpanorama und bieten genau das, worauf du gerade Lust hast: Luxus oder Back-to-basics. Es gibt schlichte Rasenflächen, auf denen du dein Zelt aufschlagen kannst, aber auch High-end-Glamping-Bereiche mit Bell-Zelten plus Jacuzzi, kleinen Läden und Restaurants. Die meisten Campingplätze freuen sich über Kinder und Hunde (das solltest du beim Buchen immer prüfen) und sind mit den Öffentlichen gut zu erreichen.

Was ist Wildcampen?

Wie wäre es, noch einen Schritt weiter zu gehen und in der Wildnis zu campen? Ganz ohne andere Campinggäste, voll ausstaffierte Campingplätze oder praktische Restaurants in der Nähe? Seit Beginn der Pandemie hat Wildcampen rund um den Globus einen wahren Boom erlebt. Denn viele Menschen wollen Ruhe finden und nach dem Motto „Zurück zur Natur“ leben – und sei es nur für ein paar Tage. Wildcampen bedeutet, dass du dein Zelt an einem abgelegenen Ort mitten in der Natur aufschlägst. Es geht darum, einfach zu leben: nur du und ein Dach über dem Kopf, eins sein mit der Natur. In den Schweizer Alpen gibt’s als Zugabe noch eine dramatische Bergszenerie, rauschende Flüsse und glitzernde Gletscher …

In der Schweiz ist Wildcampen in Nationalparks, Reservaten und Naturschutzgebieten strengstens verboten – Zelte aufstellen und Feuer machen kann hier mit einer Geldstrafe von bis zu 10.000 € geahndet werden. Außerdem gilt: Wildcampen ist nur oberhalb der Baumgrenze oder in entlegenen Gebieten erlaubt. Du solltest Rücksicht nehmen und nicht in der Nähe von bewohnten Gebieten, Kletterrouten oder Skiorten (im Winter) zelten.

Erlaubt dagegen ist das Wildcampen oberhalb der Baumgrenze, auf Bergwiesen und auf felsigem Terrain, zum Beispiel rund um Bergseen.

Wo Wildcampen in der Schweiz möglich ist

Hast du jetzt so richtig Lust bekommen, unter den Sternen zu schlafen? Hier sind unsere Tipps für gute Stellen, an denen du in den Schweizer Alpen wild campen kannst. Sie sind alle gut mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen und es gibt einige Touristenpässe, mit denen du Geld sparen kannst.

Interlaken

Wenn du auf deinem Schweizer Wildcamping-Trip ins bergige Berner Oberland fahren willst, nimm den Zug vom Bahnhof Interlaken Ost nach Lauterbrunnen und wandere südlich (oder nimm den Bus) in Richtung Stechelberg.

Eingefasst von den steilen Berghängen des Lauterbrunnen-Tals gibt es zahlreiche von Bäumen gesäumte Wiesen, auf denen du diskret dein Zelt aufschlagen kannst. Achte nur darauf, dass keine Häuser oder die Straße in der Nähe sind. Dann hast du die Aussicht auf hoch aufragende Felswände und den majestätischen, schneebedeckten Jungfrau-Berg ganz für dich allein, umgeben nur vom Rauschen der Wasserfälle. Der atemberaubendste ist der Staubbach, der 297 Meter in die Tiefe stürzt.

Kandersteg

Wenn du lieber an einem See im Kanton Bern campieren möchtest, fahre mit dem Zug nach Kandersteg und wandere von dort zur Oeschinensee-Seilbahn (alternativ kannst du auch den Bus nehmen). Oben angekommen, läufst du in wenigen Minuten auf einem breiten Schotterweg zum See, der berühmt für sein kristallklares Wasser und das schroffe Bergpanorama ist. Hier gibt es ein Restaurant und ein paar Grillplätze, falls du doch noch Lust auf Gesellschaft bekommst.

Wenn das Ziel deiner Reise absolute Einsamkeit ist, musst du etwa eine Stunde auf unebenem Gelände um den Oeschinensee herum wandern, bis du flaches, felsiges Terrain erreichst, wo du dein Zelt hinter schützenden Felsen aufstellen kannst. Hier findest du absolute Ruhe, die nur vom Vogelgezwitscher „gestört“ wird. Du kannst in den See springen, schwimmen und sogar unter einem der nahe gelegenen Wasserfälle duschen.

Saxer Lücke

Eine der berühmtesten Felsformationen im Schweizer Alpstein-Massiv ist die Saxer Lücke in der Nähe von Brülisau im Kanton St. Gallen. Wenn du Lust auf Zelten inmitten der Felsenkämme hast, musst du von der Seilbahnstation Staubern (wo es eine Berghütte im Chalet-Stil gibt, in der Getränke und Mittagessen serviert werden) eine leichte 1,5-stündige Panorama-Wanderung unternehmen. Der Weg ist gut ausgeschildert und unterwegs kannst du das türkis schimmernde Wasser des Fählersees und des Sämtisersees sehen. Am Aussichtspunkt angelangt, gibt es mehrere Hügel, auf denen du dein Zelt aufschlagen und einen ungehinderten Blick auf das felsige Wahrzeichen genießen kannst.

Nimm den Zug nach Salez-Sennwald und von dort den Bus zur Frümsen-Seilbahn, die hoch nach Staubern geht.

Tessin

Das Tessin, der italienischsprachige Kanton im Süden der Schweiz, besticht durch köstliche italienische Küche, prächtige Barock-Architektur und elegante Seeorte wie Ascona und Lugano. Das weniger touristische Mendrisio im Merlot-Weinland ist der ideale Ausgangspunkt für Wanderungen zu Berggipfeln wie dem Monte San Giorgio oder dem Monte Generoso und bietet viele Möglichkeiten zum Wildcampen – zum Beispiel am dramatischen Nufenenpass an der Grenze zu Italien. Er ist 2.485 Meter hoch und hat die höchstgelegene asphaltierte Straße der Schweiz.

Fahre mit dem Zug nach Locarno und von dort mit dem Bus zur Nufenenpass-Passhöhe kurz vor dem Gipfel des Bergpasses. Hier findest du ein Restaurant, ein Geschäft und Parkplätze. Du kannst am Ufer von zwei traumhaft schönen Bergseen wild zelten. Aber um dorthin zu kommen, musst du ein ganzes Stück wandern. Also pack auf jeden Fall genügend warme Kleidung ein, denn hier oben kann es ganz schön windig werden. Dafür wirst du mit unglaublichen Ausblicken auf schneebedeckte Gipfel und Nächten unter dem Sternenhimmel belohnt!

Vallorbe

Du reist mit deiner Familie oder bist kein Fan von allzu hohen Bergen? Dann empfehlen wir dir als Nächstes einen Wildcamping-Trip, bei dem auch die Kids richtig Spaß haben. An der Grenze zu Frankreich, im Nordwestschweizer Kanton Waadt, liegt der riesige Höhlenkomplex von Vallorbe, eine magische unterirdische Welt aus riesigen Kalksteinsäulen, Stalaktiten und Stalagmiten, die sich im rauschenden Wasser des Flusses Orbe spiegeln. Die Höhlen sind umringt von Wäldern, durch die sich familienfreundliche Wanderwege schlängeln, wie der Rundweg Salt du Day, auf dem es tolle Wasserfälle und Schluchten zu sehen gibt.

Ein Zug in die Ortschaft Vallorbe plus Wanderung oder Busfahrt in Richtung Westen bringen dich ans Ziel. Von dort kannst du an jedem Punkt in den Wald hinein wandern und so weit hochsteigen, wie du magst, ehe du die Zelte aufschlägst.

Tipps zum Wildcampen in den Schweizer Alpen

Regel Nummer eins, wenn du dein Zelt in der Wildnis aufschlägst: Behandle die spektakuläre Landschaft, die Flora und die Fauna mit größtmöglichem Respekt.

Das wichtigste Mantra beim Wildcampen lautet immer, keine Spuren zu hinterlassen, also jeden Campingplatz immer genau so zu verlassen, wie du ihn vorgefunden hast.

  • Du solltest erst im späteren Tagesverlauf dein Zelt aufbauen und so früh wie möglich morgens wieder abbrechen. Bleib immer nur eine Nacht an jedem Ort und achte darauf, dass ihr nicht zu viele Leute seid.
  • Verhaltet euch ruhig, vor allem in der Dämmerung, denn dann sind viele Tiere am aktivsten.
  • Mach nur dann ein Feuer, wenn es sicher ist. Und bitte nur ein kleines Feuer! Vermeide Feuer ganz, wenn es die lokalen Vorschriften verbieten (wir erwähnten ja schon die Strafgelder …) oder gerade eine Hitzewelle oder Dürre herrscht.
  • Gehe vorsichtig mit der Pflanzenwelt um – zerstöre nichts.
  • Wenn du Geschirrspülen musst (im Idealfall wischst du es einfach nur sauber), benutze ein umweltfreundliches Spülmittel und achte darauf, dass es nicht in Wasserquellen wie Bäche oder Seen gelangt.
  • Wenn du dein Geschäft erledigen musst, grabe ein Loch. Und verrichte es niemals in natürlichen Wasserquellen. Packe das gebrauchte Toilettenpapier in eine Tüte und entsorge es später, wenn du wieder in der Zivilisation bist.

Packliste Camping: Das gehört beim Wildcampen ins Gepäck

Die goldene Regel beim Packen lautet: so wenig und so leicht wie möglich. Schließlich möchtest du ja nicht mit Rückenbeschwerden zurückkommen. Du solltest also die richtige Balance zwischen genug und nicht zu viel Gepäck finden. Wir haben dir mal eine Liste mit den Dingen zusammengestellt, die du fürs Wildcampen brauchst.

Tickets nach Schweiz
  • Leichtes Zelt
  • Leichter Schlafsack
  • Isomatte (im Idealfall selbstaufblasend)
  • Wasserfeste Kleidung und Stiefel
  • Ersatzkleidung (Schichten sind dein Freund und Helfer) in einer wasserdichten Tasche
  • Feuchttücher, Toilettenpapier und die wichtigsten Hygieneartikel in einer wasserdichten Tasche
  • Koch-Kit (tragbarer Kocher, Topf Messer und Gabel)
  • Lebensmittel (in wiederverschließbaren Behältern)
  • Wiederverschließbare Mülltüten
  • Schaufel, um ein Loch für du-weißt-schon-was zu graben
  • Wasser (mindestens mehrere Liter)
  • Mobiltelefon und GPS-Gerät zum Navigieren
  • Power-Bank oder zusätzliche Batterien/Akkus für die elektronischen Geräte
  • Karte und Kompass
  • Taschenlampe und Ersatzbatterien
  • Erste-Hilfe-Set