Sardinien ist ein Land mit uralten Traditionen und einer wilden, ungezähmten Natur. Foto: Shutterstock

Italienurlaub: Die fünf schönsten Strände auf Sardinien

Sardinien ist das perfekte Ziel für den Sommerurlaub. Entdecke die besten Strände – von Villasimius über Spiaggia Rosa nach Cala Brandinchi und darüber hinaus

by Nora Cavaccini

Mit seinen fast 6.500 Kilometer Küste ist Italien ein absolutes Traumreiseziel für Strandfans. Von der Amalfi- bis zur Adriaküste strömen die Besucher im Frühling, Sommer und Herbst ans Mittelmeer, um ihre Freizeit am Strand zu verbringen, pesche al vino zu schlürfen und dabei ihren Vitamin-D-Speicher aufzufüllen.

Wie häufig am Mittelmeer der Fall, sind die Strände in Italien oft steinig oder kiesig. Ohne die richtigen Schuhe kann es dann ziemlich schmerzhaft sein, ins Wasser zu waten. Wer sich also Sandstrände wünscht – und zwar einige der schönsten im ganzen Land –, sollte sich zur zweitgrößten Insel Italiens, Sardinien, aufmachen.

In der Antike wurde Sardinien Ichnusa genannt, vom griechischen Wort Ichnos, das „Fußabdruck“ bedeutet. Denn daran erinnert der Umriss der Insel. Ichnusa war die Heimat zahlreicher antiker Zivilisationen. Die wohl bekannteste und zugleich geheimnisvollste von ihnen waren die Nuraghen, die um 1500 v. Chr. in der Region lebten und die traditionellen, kegelförmigen Häuser bauten (insgesamt 7.000), für die die Insel berühmt ist. 

Sardinien

Weltberühmt ist Sardinien aber auch für seine atemberaubende und vielseitige Natur, die von allem etwas zu bieten hat: Berge, Wälder, Ebenen und natürlich Strände, kleine Inseln und Buchten. Die meisten Strände haben feinsten, goldenen Sand, in denen du mit den Zehen versinken kannst. Dann gibt es noch das türkisfarbene Wasser und die quirligen Ferienorte.

Du merkst schon: Auf Sardinen hast du wirklich die Qual der Wahl, wenn es um Freizeitaktivitäten geht. Deshalb haben wir die fünf schönsten Strände für dich ausgewählt, die übrigens allesamt nicht an der Costa Smeralda liegen. Also pack deine Badesachen, schnapp dir die Sonnenbrille und mach dich auf zu der Insel, über die der britische Schriftsteller D. H. Lawrence schrieb: „[Sardinien] ist etwas anderes … Es ist wie die Freiheit selbst.“

La Pelosa di Stintino

La Pelosa di Stintino liegt am nordwestlichen Ende der Insel, nur zweieinhalb Kilometer vom ehemaligen Fischerdorf Stintino entfernt und ist inmitten der vielen Ferienorte ein echtes kleines Paradies.

Freue dich auf kompakten, feinen und fast weißen Sand! Lehn dich einfach auf deiner Sonnenliege zurück und sieh zu, wie sich das Wasser je nach Sonnenstand von Hellblau über Azurblau bis Türkis wandelt. Der Strand ist von fast mondartigen Felszungen und einer kleinen Insel eingefasst, auf der sich die Torre della Pelosa befindet, eine Festung katalanisch-aragonesischen Ursprungs. Heute ragt dieser Turm wie ein einsamer Zeuge aus dem Meer auf.

Auf Sardinien gibt es eine ganze Reihe von umweltfreundlichen und nachhaltigen Stränden – La Pelosa di Stintino ist einer davon. Der Zugang ist eingeschränkt und es gelten strenge Regeln. Maximal 1.500 Menschen dürfen den Strand pro Tag besuchen. Ab Juni kannst du auf www.lapelosastintino.com einen Platz reservieren; der Eintritt kostet nur 3,50 Euro. Außerdem brauchst du eine Badematte, denn es ist verboten, das Strandhandtuch direkt auf den Boden zu legen – das Ökosystem ist hier sehr empfindlich. Auf Sauberkeit und Ruhe wird größter Wert gelegt. So ist es verboten, am Eingang zu rauchen oder Bälle und Schläger zu benutzen.

Aber lass dich davon nicht abschrecken, denn du wirst mit einer wirklich unvergleichlichen Aussicht auf Sonne, Sand und Meer belohnt – und das an einem Ort mit glorreicher Vergangenheit.

Wenn du ein ganzes Wochenende hier verbringst, solltest du ein Zimmer im Casa La Pelosa Beach buchen, einem gemütlichen Boutique-Hotel nur wenige Meter vom Strand entfernt. Die Zimmer bieten Meerblick und eine private Terrasse, die Gäste werden wie Familie behandelt..

Cala Goloritzè

Die Cala Goloritzè in der Provinz Nuoro wurde 1995 zum Unesco-Welterbe erklärt und gilt – völlig zurecht – als einer der schönsten Strände der Welt. Cala Goloritzè liegt mitten an der Ostküste Sardiniens im Golf von Orosei und kann nur zu Fuß oder mit dem Boot erreicht werden. Kleine Boote aus Santa Maria Navarrese bringen die Besucher zu der Bucht, lassen sie allerdings etwa 300 Meter vor der Küste ins Wasser. Das soll den Strand in seiner Unversehrtheit schützen, denn zu viel Boots- und Personenverkehr würde das fragile Ökosystem und dessen Schönheit zerstören.

Wenn du lieber zu Fuß als mit dem Boot zum Strand gelangen möchtest, dauert der Weg etwa eine Stunde und startet in Golgo di Baunei, in der Nähe der Ortschaft Su Porteddu. Er schlängelt sich durch einen Wald aus typisch mediterraner Vegetation mit wunderschönen Ausblicken und Aussichtspunkten und alten, in den Fels gehauenen Schafunterständen. Der Weg ist zwar gut ausgebaut und relativ leicht zu wandern, trotzdem: Du bist ziemlich lange unterwegs, nimm also unbedingt gute Schuhe und genug Wasser mit.

Wenn du Cala Goloritzè erreichst, sind all die Mühen – ob zu Land oder Wasser – komplett vergessen: Die scheinbar unvereinbare Verbindung von Meer und Bergen verschmilzt zu etwas fast Magischem.

Die Küste ist zwar etwas kieselig, aber das Wasser funkelt in grünen und türkisfarbenen Tönen und die Unterwasserquellen sorgen für ständige Farbwechsel. Das Meer ist voller Fische, vor allem Seebrassen. Beim Schnorcheln oder Tauchen kannst du wahre Schätze der Natur entdecken.

So wunderschön und opulent der Strand ist, so spartanisch ist die Umgebung: Es gibt keine Restaurants oder Hotels in der Nähe. Nimm dir also Essen und Wasser mit, aber denke daran, alle Abfälle auch wieder einzupacken und mitzunehmen. Der Zugang zum Strand (von 7.30 bis 19.30 Uhr) kostet 5 Euro.

Sardinien

Wenn du deinen Aufenthalt verlängern möchtest, kannst du dich in Baunei im Issicoro B&B einquartieren. Das gemütliche Landhaus bietet einige wenige, in Pastelltönen gehaltene Zimmer und eine ruhige Umgebung. Zum Frühstück gibt es hausgemachte Backwaren, damit du dich ordentlich stärken kannst, bevor du zur Cala Goloritzè aufbrichst.

Porto Giunco (Villasimius)

Wenn du die Südostküste Sardiniens entlangfährst, kommst du nach Villasimius, einem ehemaligen Fischerort, der heute ein beliebtes touristisches Ziel ist. Dank der Gastfreundschaft und Herzlichkeit der Einheimischen und der nicht gerade rasanten städtischen Entwicklung hat sich die Gegend ihre authentische Atmosphäre bewahrt.

Im geschäftigen Hafen gibt es eine Festung aus dem 17. Jahrhundert, in der Kunstausstellungen stattfinden. In dem charmanten, von Gassen, niedlichen Boutiquen und Geschäften durchzogenen Örtchen gibt es eine ganze Reihe netter Bars, um einen Aperitif einzunehmen. Baccusardus serviert eine große Auswahl an italienischen und europäischen Weinen sowie Craftbeer wie Ichnusa; dazu gibt es auf Wunsch lokalen Käse und Antipasti.

Wenn du Lust hast, das Tanzbein zu schwingen, findest du eine lebhafte Bar- und Clubszene vor, in der du die Nacht zum Tag machen kannst. Was Villasimius aber so besonders reizvoll macht, sind die perfekten Strände. Sie alle sind einen Abstecher wert, doch mit seinem feinen, weißen bis rosafarbenen Sand ist vor allem Porto Giunco wie ein Stück Karibik im Mittelmeer.

Das Wasser ist hier sehr flach – ideal also, zum Hineinwaten und Entspannen. Mitten auf dem Strand befindet sich ein gleichnamiger Teich, in dem manchmal Flamingos zu sehen sind. Auf der rechten Seite, auf einer Landzunge, kannst du die Überreste eines alten spanischen Wachturms aus dem 16. Jahrhundert bewundern, zu dem du auch über einen Pfad vom Strand aus laufen kannst.

Der Strand ist größtenteils kostenlos, du kannst aber gegen Gebühr Sonnenliegen, Strohschirme und Hängematten leihen. Die Wege sind auch für Menschen mit Mobilitätseinschränkungen zugänglich.

Cala Brandinchi (San Teodoro)

Cala Brandinchi liegt im östlichen Teil der Insel, an der Küste in der Nähe von San Teodoro und dem Meeresschutzgebiet Tavolara. Wegen ihrer Ähnlichkeit mit polynesischen Inseln wie Bora Bora und Moorea wird die Bucht auch „Klein-Tahiti“ genannt. Hier findest du reichlich weißen Sand und das klarste türkisfarbene Meer diesseits von Rangiroa.

Der Meeresgrund bleibt über mehrere Meter flach. Dadurch entsteht ein Pool-Effekt, der ideal für Familien mit kleinen Kindern oder Menschen mit Mobilitätseinschränkungen ist. Dort, wo die Felsen aus dem Meer auftauchen, findest du eine reiche Unterwasserwelt, die du in aller Ruhe mit Maske und Schnorchel erkunden kannst. Die Bucht ist mit allen möglichen Annehmlichkeiten ausgestattet – du kannst dir nicht nur eine Sonnenliege und einen Sonnenschirm mieten, sondern auch Paddelboote, Kajaks und Kanus für einen gemütlichen Ausflug auf dem Wasser. Der nahe gelegene Brandinchi-Teich, an dem Reiher und rosa Flamingos leben, ist ein beliebtes Birdwatching-Ziel.

Fun Fact: Am 17. Oktober 1867 floh der Revolutionär Giuseppe Garibaldi von der nahe gelegenen Insel Caprera und machte sich auf den Weg, Rom von Cala Brandinchi aus zu befreien.

Spiaggia Rosa 

Leider sind nicht alle Strände für Besucherinnen und Besucher zugänglich – wir können sie aber trotzdem aus der Ferne bewundern. Manchmal kann allein der Blick auf das Land vom Meer aus den Schriftsteller bzw. die Schriftstellerin in uns wachküssen und uns zu Sonetten inspirieren.

Es ist kein Geheimnis, dass einige der schönsten Strände Sardiniens im Maddalena-Archipel zu finden sind, das aus 62 größeren und kleineren Inseln besteht. Die zwei wichtigsten, darunter die einzige bewohnte Insel, sind La Maddalena und Caprera. La Maddalena ist von Palau aus leicht mit der Fähre zu erreichen und bietet an sich schon ein unglaubliches Sinneserlebnis: So weit das Auge reicht, funkelt das Wasser in allen erdenklichen Farben, von Türkis bis Smaragd. Das gesamte Gebiet, das zum Nationalpark La Maddalena Archipelago gehört, wird von zahlreichen Meeressäugern bevölkert, darunter Delfine und Finnwale. 

Von La Maddalena aus kannst du eine Tour zur Insel Budelli machen. Die Spiaggia Rosa, auch bekannt als der rosa Strand, verdankt ihren Namen der absolut ungewöhnlichen Farbe des Sandes. Das Rosa stammt von Mikroorganismen, die in den vom Meer angespülten Muscheln leben. Diese Mikroorganismen vermischen sich mit Korallen- und Granitstücken zu den ungewöhnlichen Bonbonfarben. Das klare Wasser des Meeres bricht sich an der rosafarbenen Küste und sorgt für einen wunderbaren optischen Effekt, den Michelangelo Antonioni in seinem Film „Die rote Wüste“ eingefangen hat.

Wie schon gesagt, ist der Zugang zum Strand verboten, um seine empfindliche Natur zu schützen. Aber du kannst das Spektakel vom Ausflugsboot aus genießen. Und dabei wirst du an die Worte von D. H. Lawrence denken: „Es ist wie die Freiheit selbst.“

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