London is home to an array of fabulous and fun gay bars. Credit: The Glory

Die besten Gay Bars für deinen Pride Month-Besuch in London

Die britische Hauptstadt bietet zahlreiche Safe Spaces für queere Menschen. Feier den Pride Month, LGBTQ+ und die besten Drag-Acts in Londons Gay Bars!

by Inés Barús

Einvernehmlicher Sex zwischen zwei volljährigen Männern (damals war das ab 21 Jahren) war im Vereinigten Königreich bis 1967 illegal. Erst dann wurde er durch den Sexual Offences Act entkriminalisiert. Im 21. Jahrhundert klingt das wahrscheinlich ungeheuerlich, aber die traurige Realität ist, dass Homosexualität in vielen Ländern immer noch bestraft wird – in manchen Ländern sogar mit der Todesstrafe. Diese Tatsache und die beängstigend hohe Zahl an Hassverbrechen und Angriffen, die wir in den letzten Jahren erlebt haben, machen den Pride Month wichtiger denn je. Und wenn jemand weiß, wie man richtig feiert, dann sind es die Menschen in London!

Hier ist die LGBTQ+-Community seit vielen Jahrzehnten aktiv, die ersten Drag-Acts gab es sogar schon 1880. Dieser Akt des Widerstands, bei dem die traditionellen Geschlechterrollen kunstvoll und mit einem Augenzwinkern umgekehrt werden, ist auch heute noch in vielen Londoner Schwulen- und Lesbenbars verbreitet. Überhaupt ist die Stadt ein wahres Eldorado, wenn es um sichere LGBTQ+-Räume und queere Repräsentation geht. Und es gibt jede Menge Optionen für alle.

Die Auswahl an Clubs und Gay Bars ist schier unendlich, weshalb wir ein paar Favoriten herausgesucht haben – ob kultige Drag-Spots oder noch ganz junge Locations, an denen es keine Tabus und Einschränkungen gibt. Wenn du hetero bist, solltest du deinen Jungesellen- oder Jungesellinnenabschied verlegen. Denn jetzt ist die Zeit, „loud and proud“ den Pride Month 2022 in London zu feiern!

London

Perfekt zum Brunchen: der Dalston Superstore

Dieser queere Club ist gleichzeitig Cabaret, Café, Galerie und Treffpunkt für die LGBTQ+-Community in der Nachbarschaft. Der Dalston Superstore im angesagten und diversen Stadtteil Dalston begrüßt schon seit 2009 Gäste aller Couleur – die sexuelle Orientierung spielt keine Rolle. In der Bar dreht sich alles um Musik. Unter der Woche gibt es Themenpartys, Drag-Performances und die Crew des Superstore ist sogar beim Glastonbury Festival vertreten!

Freue dich auf schummriges Licht, ein expressives Ambiente, Unisex-Toiletten, Camp-Cocktails und einen Mix aus Elektro, Disco, House und kitschigen Pop-Balladen. Seinen Kultstatus aber verdankt der Dalston Superstore dem Drag Brunch, den es jeden Samstag und Sonntag von 12.00 bis 17.00 Uhr gibt – Spiele, Quizze und atemberaubende Spektakel on top! Besorge dir im Voraus ein Ticket und halte deinen Ausweis bereit, denn der wird am Eingang geprüft.

Der Dalston Superstore ist barrierefrei (Rollstuhlrampe am Eingang) und serviert Burger und mehr von Essential Vegan, einem Restaurant in Shoreditch, das mittlerweile geschlossen hat. Cocktails sind nicht so dein Ding? Es gibt auch Wein und Bier im Superstore. Und wenn du am liebsten ganz auf Alkohol verzichtest, kannst du dir einen leckeren Tee oder Kaffee bestellen.

Der Keller des Dalston Superstore ist die Location schlechthin, um die Pride Month-Nächte zu verbringen. Der Kreis schließt sich also: Morgens kannst du mit einem leckeren Brunch in den Tag starten, abends dann auf spannende und flirty Begegnungen hoffen – alles an einem Ort.

Willkommen zur Drag-Olympiade: The Glory

The Glory in Haggerston wirkt auf den ersten Blick wie ein typischer East End-Pub, beherbergt aber eine queere Performance-Location samt Disco-Keller. Das Glory gehört den legendären Londoner Drag-Queens Jonny Woo und John Sizzle und dem Partymacher Colin Rothbart. Hier arbeitet ein Team von einflussreichen Kreativen, die ihr Wissen über die queere Londoner Szene nur zu gerne teilen. Frage einfach, was du besichtigen solltest und wo du essen gehen oder feiern kannst – im The Glory bekommst du die besten Tipps.

Im The Glory läuft alles nach dem „first come – first serve“-Prinzip, weshalb du an Wochenenden rechtzeitig da sein solltest. Freitags gibt es Drag-Disco, samstags den Kabarett-Abend „Glory Lates“ und sonntags den „Salon“, den Princess Julia höchstpersönlich moderiert. Julia ist eine ehemalige Djane und Musikjournalistin und aus der Londoner Queer-Szene schon seit dem 80er Jahren nicht wegzudenken; damals war sie Teil der legendären Blitz Kids, zu denen auch Boy George gehörte.

Im Glory findet der größte Drag-Contest in ganz London statt: LIPSYNC 1000. Bei diesem Wettbewerb, der vor 15 Jahren zum ersten Mal ausgerichtet wurde, kämpfen 150 Drag-Queens um ein fettes Preisgeld, beim Grand Finale sitzen Celebritys wie Kelly Osbourne oder Nick Grisham in der Jury. 2015 fand dann zum ersten Mal auch die Drag-King-Version der Competition, der „Man Up“, statt. Vergiss RuPaul – hier kannst du mindestens so viel Spaß wie beim Drag Race haben! Amüsiere dich bei den Galas mit einem Cocktail oder einem der Biere oder Weine, die es im The Glory gibt.

Ein echtes Stück Geschichte: The Royal Vauxhall Tavern

Die Royal Vauxhall Tavern wurde 1865 eingeweiht und nach dem Zweiten Weltkrieg für die heimkehrenden Soldaten wieder aufgebaut. Seit den frühen 1980er Jahren ist sie eine LGBTQ+-Location mit preisgekröntem Kabarett. Aber sie ist mehr als eine typische Londoner Gay Bar: Hier schmuggelte Freddie Mercury damals eine als Mann verkleidete Prinzessin Diana hinein. Heutzutage gibt es alle möglichen Live-Acts mit nationalen und internationalen Künstler:innen.

London

Die intime Location ist mit Theatersitzen, einer Bühne und einer hochwertigen Sound- und Lichtanlage ausgestattet. Das Motto lautet: Komm her, um dir die Live-Acts anzusehen und bleibe – denn hier wird echte Gay-Geschichte geschrieben! Die Royal Vauxhall Tavern ist sehr stolz darauf, einen der vielfältigsten Veranstaltungskalender von ganz London zu haben. Sie sieht sich selbst als unabhängige und lebendige Marke mit eigenem Merchandising. Dieses Jahr zum Pride solltest du dir auf keinen Fall die legendäre Rock- und Honky-Tonk-Party Duckie entgehen lassen, die laut Erfinder Simon Casson ein Event ist, zu dem „Männer als Frauen und Hunde als Katzen verkleidet“ kommen.

Die Location ist jeden Abend geöffnet und zeichnet sich durch eine „null Toleranz für Intoleranz“-Politik aus – in diesem Kontext ist sie auch Teil der Initiative Women‘s Night Safety Charter, die Mitarbeitende darin schult, die Sicherheit von Gästen, die sich als weiblich identifizieren, zu stärken. Die Royal Vauxhall Tavern ist barrierefrei für Besucher mit Rollstuhl. Reserviere unbedingt im Voraus, um auch garantiert einen Platz zu bekommen.

Der Pub, der in den 80er Jahren als „Palladium of Drag“ bekannt war und in dem schon berühmte Queens wie Lily Savage oder Dame Edna aufgetreten sind, hat viel von der Londoner Queer-Geschichte miterlebt – von der Gründung der London Gay Liberation Front (1970) über den ersten Pride (1972) bis hin zur AIDS-Krise in den 80er und 90er Jahren. Je nach Programm und Abend kommt hier eine andere Party-Crowd zusammen, an normalen Wochentagen aber ist das Publikum meistens etwas älter – perfekt also, wenn du den TikTok-süchtigen jungen Gays ein wenig entkommen und feiern willst wie in den 1990er Jahren!

Symbol des Widerstands: das Admiral Duncan

Diese kleine Location in Soho ist jeden Abend in der Woche vollgepackt mit Glitzer und tollen Vibes. Und obwohl es mitten in London liegt, hat sich das Admiral Duncan bis heute seine günstigen Preise und eine gemütliche Kiezatmosphäre bewahrt. Hier hast du quasi deine kleine Gay-Kneipe von nebenan, in der die Mitarbeitenden deinen Namen kennen und wissen, was du am liebsten trinkst.

Das Admiral Duncan ist einer der ältesten Gay-Pubs in Soho: In den 80er Jahren etablierte es sich als LGBTQ+-Location, das Gebäude selbst aber steht schon seit 1833 hier. Traurige Berühmtheit erlangte es, als ein Neonazi 1999 einen Bombenanschlag verübte, bei dem drei Menschen starben und 70 verletzt wurden. Doch der Pub hat sich gehalten und ist bis heute ein starkes Symbol des queeren Widerstands gegen den Hass. Eine Tafel an der Theke erinnert an die Opfer des Anschlags – hier kannst du auf sie anstoßen, damit sie nicht in Vergessenheit geraten.

Im Admiral Duncan kannst du tagsüber entspannt etwas trinken und nachts so richtig abfeiern. Dann tanzen lauter freundliche Menschen bis in die frühen Morgenstunden zu Pop-Hits und Latino-Rhythmen. Die Resident-DJ:nes Ruby Violet, Candy Heals, Mrs Moore und Sandra übernehmen auch gerne mal das Mic, um ein paar Gags einzustreuen oder mitzusingen. Sicherheit spielt in dem Pub eine ganz wichtige Rolle: Es gibt spezielle Deckel, damit dir niemand etwas in deinen Drink tun kann, und sogenannte Guest Support-Mitarbeitende, die helfen und eingreifen, wenn sich jemand unwohl fühlt.

Ganz schön verrucht: das Metropolis

Du solltest immer deinen Ausweis dabei haben, wenn du das Metropolis in Bethnal Green besuchst, denn in diese Oase der Ausschweifungen und des Vergnügens werden nur Menschen über 18 Jahren eingelassen. An Wochenenden ein Gay-Club, ist die Location unter der Woche ein Strip-Club. In London kennt man den Club bereits seit 1861 – damals hieß er The Arabian Arms, 120 Jahre später dann im Jahre 1991 wurde daraus das Metropolis.

Der weitläufige Club verteilt sich auf fünf Floors und hat diverse Bereiche, die für private Partys gebucht werden können (Bars und DJ-Setups inklusive): einen Keller, einen Beach, diverse, inklusive Tanzflächen und dann noch Balkone, von denen sich das Geschehen auf der Tanzfläche im ganz privaten Setting beobachten lässt. Viele hippe Londoner Magazine haben schon im Metropolis Premiere gefeiert und eine ganze Reihe cooler Gigs haben hier stattgefunden.

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Die wohl bekannteste Veranstaltung ist Harpie‘s, der erste LGBTQ+-Strip-Club, der jeden Freitagabend auf dem Programm steht. Samstags kannst du bei Trash Palace oder A Disco in a Strip Club zu Bashment, Karnevalsliedern und Dancehall abtanzen. Und wie sieht es mit dem Publikum aus? Ähnlich wie in den Queer-Clubs in Berlin sind hier Schwule, Lesben und überhaupt alle Mitglieder der LGBTQ+-Community willkommen. Freue dich auf Leute, die neugierig sind und einem gewissen Hedonismus frönen – das Metropolis ist der Ort, an dem alle zusammenkommen!